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Schmusi Busi

… oder: kann den Liebe lieblos sein?

Ein nicht unbedeutender Teil des Musikbusiness beschäftigt sich mit der Produktion von romantischen Liedern. War bisher kein Thema hier, und das kann man gut oder schlecht finden.

Die neue Scheibe (Single?) von Gregory Porter ist jetzt aber mal Anlass, auf die zarten Gefühle einzugehen, die da transportiert werden (sollen).

Gregory Porter wird ja oft als der „Retter des Jazz“ bezeichnet, einfach weil wahnsinnig viele Leute in seine Konzerte strömen, und dabei der Altersdurchschitt schomma unter dem Durchschnitt der üblichen Jazzkonzertbesucher liegen kann …

Für mich hat das jetzt nicht sooo viel mit Jazz zu tun, oder halt nur mit dem schmalen Bereich, in dem man dann so Sachen findet wie die von Nat „King“ Cole. Gregory Porter hat ja dann auch ne CD gemacht mit ausschließlich Titeln von King Cole, soweit ich mich erinnern kann recht gepflegte Sache das, mit Schlagseite Richtung Edelschnarch. Ein Titel sticht für mich hervor, und das ist dann auch der einzige Titel von G. P., den ich mir manchmal anhöre: „I Wonder Who My Daddy Is“. Hier war ich wirklich vollkommen von den Socken, wie eine so tragisch-traurige Textbotschaft so offen, so persönlich und doch so wenig selbstbezüglich rüberkommen kann.

Hier soll’s aber nicht um diesen älteren Titel gehen, sondern um den neuen. „If Love Is Overrated“.

Geht los mit schmachtenden Streichern, meh, aber sobald die aufhören klingt’s eigentlich ganz okay. Wer’s halt mag, oder mit den Worten meines alten (Schreiner)Meisters Erwin Seeger „D’Katz mag Mäus, i mag’s ned“.
Und die Streicher kommen ständig ruzück!

Egal, wenn man das als reines Audio hört, muss man sich nicht gleich übergeben, z.B. wenn man es beim Abspülen oder Kochen hört. Aber jetzt ist mir das auch noch als Video über den Weg gelaufen, und da regt sich in mir was, was so gar nix mit Romantik zu tun hat.
WIE SCHLIMM GEHT’S EIGENTLICH NOCH?

Jetzt verkleistern einem nicht nur die zuckersüßen Streicher die Ohren, jetzt kriegt man die optische Überdosis auch noch an den Stellen, die akustisch erträglich wären. Dies ist nix anderes als das akustisch-optische Äquivalent zu überzuckertem Junk Food! Ich sach nur: das greift die Blut-Gehirn-Schranke an und zerstört Neuronen! Von unerträglichem Sodbrennen ganz zu schweigen …
Der Typ hat doch einen an bzw. unter der Mütze!
Wenn was overrated ist, dann doch wohl Lovesongs von Gregory Porter!

Dass es auch anders geht, beweist Allen Stone mit seinem neuen Video. Auch hier gibt’s Zuckerguss, optisch und akustisch, aber erstens nicht so dick aufgetragen, und zweitens mit viel glaubhafteren Emotionen. Hier wird mit Klischees gespielt, bei Gregory Porter werden Klischees auf’s Dumpfste bedient.

Is jetzt auch nicht so richtich meine Musik, bin aber neulich mal beim Durchhören von Java-Jazz-Konzerten auf eines von Allen Stone gestoßen, mit einer Coverversion von Bob Marleys „Is This Love?“. Gefällt mir echt gut.

Hier noch der Gregory Porter Song, der wohl bis auf weiteres der einzige bleiben wird, den ich mir ab und zu mal anhöre:

Schon mal hier reingeschaut?